Bruckner und die Rote Couch!

  • Die Rote Couch

  • Die Pavillons im Stift St. Florian

  • Bruckners Sarg im Stift

  • Die grandiose Orgel im Stift

  • Die beeindruckende Stiftsbibliothek

  • Das Stift St. Florian

  • Kustos Harald Ehrl,

  • Der Marmorsaal des Stiftes St. Florian

  • Der alte und der neue Dom in Linz, wo Bruckner beide Orgeln spielte

  • Die Orgel im Linzer Mariendom

  • Der Hauptplatz in Steyr, der nach dem Museumsbesuch zum Bummeln einnlädt

200. Geburtstag Anton Bruckners – er ist der Stern im Kulturjahr Oberösterreichs, das zudem auch durch die Kulturhauptstadt Bad Ischl 2024 geprägt ist. Der große Komponist hinterließ an insgesamt 23 Orten Oberösterreichs seine Spuren, bevor es ihn, wie viele andere, nach Wien zog. Das gängige Brucknerbild ist geprägt von einem älteren Mann, der schwere Symphonien komponierte und mit sich und der Welt oft unzufrieden war. Doch genau mit diesem Vorurteil will das Brucknerjahr mit seinen zahlreichen Schwerpunkten aufräumen. Wer war Bruckner wirklich?
Um ihn zu verstehen macht es durchaus Sinn, mit seiner Kindheit zu beginnen, die, bedingt durch den frühen Tod des Vaters, von Armut geprägt war. Wie in dieser Zeit üblich, war es für eine Witwe mehr als schwierig, sich und ihre Kinder ohne Mann durchzubringen. Anton Bruckner hatte das Glück, sozusagen frühzeitig „entdeckt“ zu werden und im Internat des Stiftes St. Florian eine zweite Heimat zu finden. Als Sängerknabe wurde er gefördert und unterrichtet und kehrte in späteren Jahren wieder hier her zurück, um selbst zu unterrichten. Die Ausstellung „Un#ERHÖRT, dieser Bruckner“ im Innerberger Stadel in Steyr geht auf die Kindheitsjahre Anton Bruckners ein und zeigt seine Entwicklung und seinen Werdegang. Konzipiert für Familien, werden Kinder und Jugendliche auf spielerische Art an Bruckner herangeführt und die einzelnen Module können durchaus auch bei Erwachsenen Begeisterung auslösen. Infotafeln, Hörbeispiele und Mini-Instrumente zeigen den Kids den Weg zur Musik.

13 Jahre, die Bruckners Leben prägten!
Wer Anton Bruckner verstehen möchte, muss sich aber vor allem mit seiner Zeit im Stift St. Florian beschäftigen. „Wir haben Bruckner“, sagt Kustos Harald Ehrl, der sich selbst als „Kunst-Wau Wau“, bezeichnet, weil er für alle Kunstgegenstände im Stift verantwortlich ist und legt auch gleich die Beweise vor: „Wir haben sein Komponiertischerl, sein Archiv, sein Harmonium und seinen Flügel. Und auch sein Sterbebett und zwei Kästen samt Lehnsessel aus seiner Wiener Zeit, die sein Bruder Ignaz nach St. Florian brachte". Wo Bruckner, übrigens auf eigenen Wunsch, auch begraben ist .Was durchaus als kleine Sensation zu bezeichnen ist, denn obwohl es Bruckner im Laufe seiner Karriere, die er durchaus engagiert vorantrieb, in Wien bis zum Professor am Konservatorium und zum Ehrendoktor der Wiener Universität brachte, war die letzte Ruhestätte in einem Stift im Normalfall doch nur geistlichen Würdenträgern vorbehalten. Doch das Stift hatte auf seinen berühmten Schüler nicht vergessen und huldigte daher seinem letzten Wunsch. Die Ausstellung „Wie alles begann, Bruckners Visionen“ im Stift St. Florian zeigt den großen Einfluss der 13 Jahre im Stift auf seine musikalische, wie persönliche Entwicklung. Die Ausstellung öffnet am ersten Mai-Wochenende, läuft bis Anfang Oktober und zeigt wichtige Meilensteine von Bruckners-Leben im und rund um das Stift, die seinen Lebensweg prägten und ihm zu dem machten, was er wurde und bis heute geblieben ist: Ein bedeutender Musiker.
Jenes Brucknerzimmer im Prälatengang, das Bruckner in den Urlaubszeiten und an Feiertagen bewohnte, kann auch für Aufenthalte gebucht werden kann. Was auf jeden Fall ein guter Tipp ist: Denn auch abseits des Bruckner-Themas lohnt ein ausgiebiger Besuch des Stiftes inklusive Führung, denn alleine schon die Bibliothek, die insgesamt 160.000 Bände umfasst, ist beeindruckend - das älteste Stück ist eine Papyrusrolle aus dem 6. Jahrhundert…
Das Haus atmet also eine lange Geschichte, ebenso wie die Basilika, deren Grundsteinlegung auf 1686 zurückgeht. Einen Rundgang machen, das Stift von innen und außen erkunden und dann in die Person Bruckner eintauchen – kaum sonst wo kommt man dem Komponisten näher. Ein guter Anfang sind vielleicht die drei Pavillons im Garten des Stiftes mit multimedialen Erlebnisräumen, die auf Bruckners Visionen Bezug nehmen. (Ausstellung "Wo alles begann. Bruckners Visionen: 4. Mai bis 27. Oktober 2024 & Festival St. Florianer Brucknertage von 14. - 24. August 2024) )

In Linz beginnt’s
Der mittlerweile schon recht alte Slogan hat aber noch immer Aktualität und was Bruckner betrifft, so hat sein Werdegang zwar nicht hier begonnen, aber seine Spuren sind in Linz trotzdem nicht zu übersehen.
Anton Bruckner war ein gebildeter Mann, sein Vater war Lehrer und auch er selbst arbeitete bereits ab 1845 als Lehrer, zuerst in St. Florian und dann in Linz. In Linz war er ab dem 55. Lebensjahr auch Domorganist  im Alten Dom (Jesuitenkirche - das ist jene mit den zwei Türmen), der neue Dom, auch als Mariendom bekannt, feiert heuer übrigens sein 100jähriges Jubiläum. Lehrer war Bruckner natürlich auch in Wien, denn er ging Zeit seines Lebens einem Brotberuf nach, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Was ihn mit Schubert und Liszt verband, während andere Zeitgenossen, wie die Strauss-Familie, von ihren Einnahmen leben konnte. Das war wohl mit ein Grund, warum Bruckner weder in Linz wirklich Zugang zu den dortigen Künstlerzirkeln fand, noch in den Wiener Salons, denn deren Lebensweise war ihm fremd und seine Tage waren von Arbeit geprägt. Vielleicht lag es zum Teil aber auch an seiner ländlichen Herkunft und der Kleidung, für die er verspottet wurde, obwohl sie einer klaren Logik folgte: Weite Hosen und weite Jacken, was dem Orgelspiel zuträglich war. Fakt ist, dass Bruckner dem damals herrschenden Gesellschaftsbild weder entsprach, noch ihm etwas abgewinnen konnte und ihm somit diese Kreise verschlossen blieben, während Adalbert Stifter dort ein und aus ging. Und schlussendlich hatten auch die Medien ihren Anteil an diesem ambivalenten Verhältnis zwischen Bruckner und der Wiener Gesellschaft, denn Bruckner war fortschrittlich und die Medien konservativ – was sich in der Berichterstattung niederschlug.
Unglaublich sicherheitsgeprägt war es Bruckner immer wichtig, gut versorgt zu sein und das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass er seine Mutter so arm erlebte. Deshalb war sein Tag von viel Arbeit geprägt: Er stand frühmorgens auf, um zu komponieren, tagsüber unterrichtete er, oft auch bei Privatstunden, spielte Orgel und abends saß er im Wirtshaus, was ihm den Rufe eines guten Essers einbrachte. Freundschaften pflegte er mit Ausnahme zu Franz Liszt wohl kaum.
Und die Frauen? Ja, mit den Frauen war das Verhältnis ähnlich schwierig, wie mit den Medien. Zumindest neun Heiratsanträge soll Bruckner im Laufe seines Lebens gemacht haben, wovon keiner angenommen wurde. Was wohl auch daran lag, dass die Mädchen, die er wohl ausschließlich als Musen für seine Musik sah, immer im gleichen, jungen Alter blieben, während er logischerweise alterte. Wie „ernst“ es Bruckner mit seinen Anträgen meinte, lässt sich allerdings aus einem Wortwechsel mit einem Freund ablesen, als dieser ihn fragte, was Bruckner denn gemacht hätte, wenn die Dame ja gesagt hätte: „Darüber habe ich nicht nachgedacht“, war die Antwort des Komponisten.

Die Rote Couch im Brucknerhaus
Und was hat es nun mit der Roten Couch auf sich? Nun, das Linzer Brucknerhaus ist wohl das bekannteste Denkmal für den großen Komponisten, wo seine Werke nicht nur im Bruckner-Jubiläumsjahr fixer Bestandteil des Programms sind. Aber etwas Neues ist heuer doch dazu gekommen, nämlich eben jene Rote Couch. Auf dieser plaudert Norbert Trawöger, künstlerischer Leiter der ersten OÖ KulturExpo Anton Bruckner 2024, an ausgewählten Terminen vor Bruckner-Konzerten mit dem Dirigenten des Bruckner Orchesters, Markus Poschner, sowie Künstlern und Musikern. So geschehen bei der kürzlich aufgeführten 6. Symphonie, wo der Konzertmeister und erster Geiger, Jakob Meining, zu Wort kam. Der junge Konzertmeister war eine personifizierte Ladung Musikleidenschaft, die so richtig Lust auf Bruckners sechste Symphonie machte. Die dann übrigens im ersten Teil des Konzertes zuerst einmal nur in einzelnen Passagen inklusive der Erklärungen von Poschner erklang. Das Publikum erfuhr dabei, warum es schien, als ob die Bläser plötzlich ein Thema scheinbar abrupt beendeten, etwas, das man im Normalfall wohl vielleicht registriert, aber nicht zuordnen hätte können. Mit den Erklärungen Poschners vorab war das dann allerdings deutlich klarer und mit diesem Wissen geht als Zuhörer ganz anders in das Konzert: Gespannt, was nun folgen wird einerseits, und zugleich mit einer geballten Ladung Erwartung auf zuvor erwähnte Passagen. Bruckners Werke stehen noch das ganze Jahr im Mittelpunkt des Programms im Brucknerhaus.

Mit moderner Technik an Bruckner herangehen!
Zum Schließen des Bruckner-Kreises empfehlen wir den Besuch der Ausstellungen „Being Anton“ und „Playing Anton“ im Ars Electronica Center in Linz. Mittels Kopfhörer begibt man sich dort auf die Spuren Anton Bruckners undn zu einigen seiner wichtigsten Stationen, die in Kontext mit anderen wesentlichen Ereignissen seiner Zeit gesetzt werden. Bevor es dann zum Abschluss mit einer 3D-Brille in einen virtuellen Konzertsaal geht, wo jeder Besucher die Möglichkeit hat, Bruckners-Werke mit nur einem kleinen Teil des Orchester erklingen zu lassen, sobald man auf eine bestimmte Stelle am Boden tritt: Einmal sind es die Streicher, einmal die Flöten und einmal die Pauke – wo es dann mitunter zu längeren Pausen kommt. Die aber vielleicht gar nicht so schlecht sind, damit Bruckners Musik entsprechend wirken kann.
Linz Tourismus hat einige Programme zum Bruckner-Jahr ausgearbeitet, die online unter www.linztourismus.at einsichtig sind, oder auch vor Ort beim Tourismusverband erfragt werden können. Nicht zu übersehen und gut zu finden ist dieser am Linzer Hauptplatz, der Eyecatcher dort ist ein rosa Container. Die weiteren Orte, wie das Stift St. Florian oder auch Steyr, sind von Linz aus gut mit öffentlichen Mitteln erreichbar. Nach Linz geht’s mit der Bahn und von dort mit den Öffis zum Hauptplatz, wo dann auch schon Bruckner wartet, den man allerspätestens in der Marienkirche und im alten Dom trifft, wo er beide Orgeln gespielt hat. (Ausstellung "Being Anton von 1. Februar bis 29. Dezember 2024)

Noch ein Satz in eigener Sache: Wir verzichten hier bewusst auf Jahreszahlen und auf die Aufzählungen von Überlieferungen, welche die ältere Bruckner-Literatur prägen und teils auf Vorurteilen und einseitigen Überlieferungen basieren. Ganz bewusst nähern wir uns einem etwas anderem Bruckner an, einem, der zeitlebens auf der Suche nach Anerkennung war und die er trotz frühzeitig erkennbarer Begabung tatsächlich erst im reiferen Alter erlange. Einen Bruckner abseits von Klischees zeigen auch die zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen in seinem Jubiläumsjahr, die auch mit Hilfe der Kultur-Entdeckungs-App hublz www.hublz.art erfahrbar sind.

Kontakt

Einige der wichtigsten Links zu allen Informationen rund um Anton Bruckner:

Alle Infos unter OÖ KulturEXPO: www.anton-bruckner-2024.at
Der digitale Planer „myKulTour“
Bruckner Geburtshaus und Museum: www.ooekultur.at
Anton Bruckners Symphonie-Wanderweg: www.antonbrucknercentrum.at
Brucknerhaus: www.brucknerhaus.at
Ars Electronica Center: https://ars.electronica.art
Stift St. Florian: www.stift-st-florian.at
Steyr – un‘erhört, dieser Bruckner: https://www.stadtmuseum-steyr.at

Wetter