Ein Abstecher nach Unterkärnten

  • Bogengang im Stift St. Paul

  • Moderne Paulusstatue im Stit St. Paul

  • Stifterfresco

  • Gejomi - abstrake Fotographie

Dieser Tage wollte ich Freunde im Lavanttal - oder wie man unter den Einheimischen sagt– im „Lovntol“ besuchen, heißt für mich Städter so viel wie „tiefste Provinz“! Da der Hof meiner Freunde in einem winzigen Ortsteil (rd. 50 Einwohner) der Gemeinde St. Georgen liegt und aufgrund des Streusiedlungscharakters nicht einfach zu finden ist, hatten wir uns ausgemacht, einander in einem Café im nahegelegenen St. Paul zu treffen.

Wo die Benediktiner zu Hause waren!
Das gab mir Gelegenheit, das Benediktinerstift St. Paul, Kärntens ältestes, noch aktives Kloster zu besuchen. Auf der einen Seite der Ortstraße und damit außerhalb der Stiftsmauern finden sich der weitläufige Klostergarten und der Meierei Hof aus dem 19.Jhd. Auf der anderen Seite, innerhalb der Mauern steigt man einen steilen Hügel hinauf, am höchsten Punkt steht die Stiftskirche, eine dreischiffige, romanische Pfeilerbasilika aus dem 12.Jhd mit westlich ausgerichteter Doppelturmfassade. Das Innere der Kirche beeindruckt vor allem durch die Mächtigkeit der Quadersteine, es finden sich auch noch Reste von Fresken aus dem 15.Jhd., hervorzuheben ist dabei das beeindruckende Stifterfresko, eine Arbeit des Meister Thomas von Villach. Hinter dem Hochaltar werden außerdem die Gebeine von 14 Habsburgern aus dem 13.und 14.Jhd. aufbewahrt.
Um die Stiftskirche herum gruppieren sich barocke Stiftsbauten, die ehemaligen Repräsentationsgebäude, die nunmehr das Stiftsmuseum beherbergen, das mit seiner Kunstsammlung zu den wertvollsten, bedeutendsten privaten Sammlungen in Österreich zählt. Das Stift hat sich in den letzten Jahren überhaupt zu einem Bildungs- und Kulturhotspot in Unterkärnten entwickelt. Das Stiftsgymnasium (katholische Privatschule) ist weit über die Region hinaus bekannt, im Sommer gibt es Konzerte, auch mit internationalen Künstlern (KUSO – St. Pauler Kultursommer), es werden Ausstellungen ausgerichtet (die erste Kärntner Landesausstellung zum 900. Gründungsjubiläum des Stiftes fand 1991 übrigens dort statt). Die diesjährige Ausstellung (ab 1.5.) trägt den Titel „Nackt zieht an!“ und will mit dem Thema Nacktheit berühren, aber auch polarisieren – was man aufs erste bei einem Kloster wohl nicht vermuten würde!

Kaffee trifft Kunst
Das Café Sternweiss in St. Paul erweist sich dann als Glücksfall! Schanigarten, zum Teil überdacht, leider kein Zuckerreinkerl mehr (kleine Form des Kärntner Reindling), dafür aber einen Riesen-Eiskaffee (zu moderatem Preis) und die Betreiber sind auch Kultur-affin! Ausstellungen werden übrigens auf der Homepage angekündigt. Zuletzt gab es da einen Münchner Fotografen mit, sagen wir mal, abstrakten Arbeiten, der sogenannten „Weissmalerei“; er arbeitet unter dem Künstlernamen Gejomi und erzielt mit seiner Kamera wahrlich erstaunliche Ergebnisse.
Und meine Freunde erzählen mir sofort stolz, dass in St. Paul im Dezember 2023 der neue Bahnhof eröffnet worden ist, dies im Hinblick auf die Fertigstellung der Koralmstrecke, die die Verbindungen nach Graz und Klagenfurt minimieren wird. St. Paul erwartet daher in den nächsten Jahren einen Zuzug von über 1000 Menschen, die sich hier ansiedeln wollen und schon jetzt Wohnungsanfragen stellen.
Hab‘ ich gesagt „tiefste Provinz“? Mitnichten!

Essay by Walter Ritter

 

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