Design als Spiegelbild

Patricia Urquiola zählt zu den renommiertesten Interior Designerinnen der Welt. Mit ihrem eigenen Studio spezialisiert sie sich auf Industriedesign, Architektur, Art Direction und kreative Strategie, sie arbeitete mit internationalen Marken wie B&B Italia, Moroso, Flos, Kvadrat, BMW, Ferrari und Swarovski. Ihre Arbeiten wurden vielfach in Kunst- und Designmuseen in New York, Paris und Mailand ausgestellt. Nun hat sie auf der italienischen Insel Grado das Interieur der neu eröffneten Laguna Faro Suites gestaltet und ein edles Ambiente für design-affine Gäste geschaffen.
Im Interview verrät Urquiola, welchen Bezug sie zur Sonneninsel an der Adria hat und von welchen Eindrücken sie sich bei der Konzeption der Laguna Faro Suites inspirieren ließ.

Frau Urquiola, welchen Bezug haben Sie selbst zu Grado?
Die Region Friaul-Julisch Venetien kenne ich sehr gut, es ist fast eine zweite Heimat für mich. Mein Mann und Atelierpartner stammt von hier und ich reise oft dorthin, sowohl privat als auch beruflich. Grado selbst fasziniert mich dank der charakteristischen Lagune und der natürlichen Umgebung.

Sie haben so viele verschiedene Objekte entworfen. Was macht Hoteldesign so spannend?
Hotels sind komplexe Projekte, die oft herausfordernd sind, auch weil wir die sich stetig wandelnden Bedürfnisse der Gäste immer neu interpretieren müssen. Heutzutage suchen alle Kunden nach Unterkünften mit einer familiären Atmosphäre. Ich verstehe Hotels gerne als Idealvorstellung von Häusern, in denen wir herausfinden, wie unser Zuhause aussehen könnte. Die Wahrnehmung eines Hotels beginnt mit dem virtuellen Erscheinungsbild, noch bevor man es tatsächlich betritt. Natürlich muss das Erlebnis dann der Vorstellung entsprechen. Wir wählen den Aufenthalt danach aus, dass unsere Erwartungen möglichst nicht enttäuscht werden, die Marke überzeugt und ein Bezug zum Ort vorhanden ist.
Als Architekten sind wir für die Qualität eines Projektes verantwortlich, von der Auswahl der Materialien bis zur Ausstattung.
 
Welches sind die Schlüsselelemente der Innenarchitektur?
Ich achte stets auf Qualität. Ich hatte bisher das Glück, mit Kunden zusammenzuarbeiten, die denselben Anspruch hegen. Der Genius Loci (Geist des Ortes) ist ein weiteres wesentliches Element. Als Architekten können wir nicht das gleiche Designkonzept auf alle Häuser derselben Hotelkette anwenden. Stattdessen müssen wir jedes Mal die Vorgaben des Betreibers mit der Einzigartigkeit des Standortes in Einklang bringen.
Bei der Gestaltung eines Hotelzimmers geht es um Komfort - eine Mischung aus Gemütlichkeit, Ruhe und dem Gefühl, zu Hause zu sein.

Wovon haben Sie sich bei der Konzeption der Laguna Faro Suites inspirieren lassen?
Die Lagune und das nautische Thema sind der rote Faden des Projekts. Wir haben uns für das Projekt von der natürlichen Umgebung inspirieren lassen - einem Ort, an dem die ausgewogene Beziehung zwischen Mensch und Natur besonders sensibel erscheint.
Die Landschaft besteht aus Inseln und Kanälen, in denen Meerwasser auf Land stößt. Aus diesem Zusammentreffen entsteht eine bunte Mischung, die von warmen Farben bis hin zu Hellblau und lebhaftem Grün reicht. Diese natürlichen Farben kommen in den Innenräumen zum Ausdruck: ein sanftes Minzgrün für Vorhänge und Möbel, das an die umliegende Vegetation erinnert - und ein Ziegelrot für einige Oberflächen und Details wie die Sitzsäcke. Die Fliesen in den Bädern sind in zartem Rosa gehalten. Alles wirkt sehr sanft, was Leichtigkeit und Wohnlichkeit vermittelt. Durch große Panoramafenster dringt natürliches Licht in die Räume ein und erzeugt durch die Reflexion der Materialien den ganzen Tag lang unterschiedliche Farbnuancen.
Auch in den öffentlichen Bereichen ist der Bezug zur Umgebung erkennbar. Die fließenden Linien im Muster des Fußbodens erinnern zum Beispiel an die Schattierungen des Sandes, der von den Wellen des Meeres umspült wird und in der Morgensonne rosa leuchtet.
Neben der Komponente `Gegebenheiten der Natur` fließt auch der Aspekt ‚Mensch und sein Umgang mit der Umgebung‘ in das Designkonzept ein. Das hat zur Folge, dass wir Materialien wie Seile, Stroh, Stöcke und Holz verwendet haben - alles Elemente, aus denen die traditionellen Casoni, die einstigen Häuser der Lagunenfischer gebaut wurden. Das nautische Thema findet sich auch auf dem Boden wieder, wo die Form länglicher Scheiben wie bei Booten erkennbar ist. Direkt ins Auge fallen ganz besondere Nachttische - zwei Holzstangen, die an den Hauptmast eines Bootes erinnern und in die Tischplatten eingesetzt sind.

Was kennzeichnet die Ausstattung?
Das Mobiliar ist ein Mix an Maßanfertigungen. Dazu gehören das Bett, die Nachttische, der Schreibtisch sowie die Waschecke und der Spiegel im Bad - und zeitgenössische Objekte, die ich für die Kollektionen Kartell, Moroso, Verywood und Agape entworfen habe.
Als Material haben wir hauptsächlich Holz verwendet. Alle Teppiche sind aus Wolle und von GAN-Handwerkern gefertigt. Das Kopfteil des Bettes und die Coach sind mit einer Faser gepolstert sind, die zu 100 Prozent aus recyceltem PET besteht.

Wie haben Sie erkannt, dass Design Ihr Beruf ist und welche Einflüsse prägen Ihre Arbeit?
Ich verliebte mich in das Thema Design, als ich nach Mailand zog. Nach zwei Jahren Architekturstudium in Madrid war der Unterricht am Politecnico ganz anders, und ich war fasziniert von dem multidisziplinären Ansatz, der von der Architektur über die Szenografie bis zum Produktdesign reichte. Mein Mentor an der Universität, Achille Castiglioni, lehrte mich die Kunst des evolutiven Designs. Die spätere Arbeit mit Vico Magistretti bei De Padova prägte meine Art zu gestalten. Von ihm lernte ich, Grenzen und festgelegte Strukturen zu überschreiten.

Über Laguna Faro Suites
Am 16. Juni 2022 eröffnete auf der italienischen Insel Grado zwischen Triest und Venedig ein stylisches Adults-Only-Hotel, die Laguna Faro Suites. Das italienische Architekturbüro Archest schuf in exklusiver Lage direkt an der Lagune der Insel ein Refugium für design-affine Gäste. Für das Interieur wurde die mehrfach ausgezeichnete, spanische Designerin Patricia Urquiola an Bord geholt. Die 34 Suiten sind in warmen Farben gestaltet und mit stilvollem Mobiliar ausgestattet; alle verfügen über eine großzügige Terrasse, die meisten mit Meerblick. Ein eigenes Bistro bietet ein für italienische Verhältnisse üppiges Frühstück. Auf der spektakulären Dachterrasse befindet sich ein Infinity-Pool; ein Wellnessbereich mit Sauna sowie türkischem Bad lädt zur Entspannung ein. Gäste des neu geschaffenen Objekts haben zudem die Möglichkeit, das Wellness- und Kulinarik-Angebot des benachbarten Schwesterhotels Laguna Palace Hotel sowie den dazugehörigen Privatstrand Stabilimento Tivoli zu nutzen.

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