„NACKT. Zieht an“

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  • Werner Berg Museum

Der eine oder andere mag sich an meinen Essay über Unterkärnten aus dem April erinnern, wo ich u.a. die Ankündigung einer Sonderausstellung des Benediktinerstiftes St. Paul mit dem für ein Kloster wohl ungewöhnlichen Titel „NACKT. Zieht an!“ thematisiert habe. Also die wollte ich nun unbedingt sehen! Und so habe ich an einem Vormittag eine exklusive Führung dazu gebucht. Ein offenes Wort: Die Ausstellung selbst (noch bis 27.Oktober) erschöpft sich in der traditionellen, historischen Darstellung der Nacktheit in Bild und Skulptur, wie wir sie aus dem Schöpfungsbericht, Ereignissen der Bibel, der griechischen Antike, den Madonnen- und Heiligenbildern des Mittelalters, in wenigen Exemplaren auch aus der Malerei des 19.Jhd. kennen, bis hin zur Nacktheit des Todes. Vermisst habe ich die Auseinandersetzung mit der Moderne, insbesondere mit dem Wiener Aktionismus, der ja eine sehr extreme Sicht zu diesem Thema propagiert hat, einen Input zu den aktuellen und durchaus umstrittenen Themen wie Gender Marketing („Sex sells“), Schönheitswahn und so fort. Wahrscheinlich doch nicht so sehr im Fokus eines Klosters!

ABER:
Ein Besuch der Ausstellung selbst und damit verbunden die Besichtigung der „Klosterschätze“ lohnen sich allemal! Denn in diesem Benediktinerkloster finden sich tatsächlich „Schätze“: Die größte private Bibliothek Österreichs mit über 70.000 Büchern, darunter das älteste Buch des Landes aus dem 5.Jhd. („De fide catholica“), das älteste gedruckte Buch Gutenbergs aus dem 15.Jhd. („missale speciale abbreviatum“), die älteste Harmonielehre der Welt („Rota compositionis“), Gemälde von P. P. Rubens (Anbetung der Hirten mit „stillender“ Maria - ein überaus seltenes Motiv), Rembrandt, Dürer, Breughel  (Jahrmarktsbilder), Van Dyck, Tiepolo, das Hauptwerk des Barockmalers „Kremser Schmidt“ („Das letzte Abendmahl“), das Adelheidkreuz, bekannt aus dem Investiturstreit im 11.Jhd.  zwischen Heinrich IV und Papst Gregor VII, Werke der Augsburger Gold- und Silberschmiede, u.a. ein Goldkelch Kaiser Karls VI aus 1720 und, und, und. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus! Ganz nebenbei erzählte man mir, dass das Kloster eine original Gutenberg Bibel in den 30er Jahren an einen Amerikaner verkauft hat, weil man Geld für eine   Renovierung brauchte. Unglaublich! Also, wer ein „faible“ für Kunstgeschichte hat, ist hier genau richtig – und das in einer 3.000-Seelen-Gemeinde in Unterkärnten!

Nomen es omen
Die 21 Ortschaften der Marktgemeinde St.Paul liegen ja in einer ziemlich hügeligen Landschaft an den Ausläufern der Saualpe und im Granitztal. Auf einem der Hügel, dem Josefsberg, hatte ich ein kleines Weingut entdeckt, den Weinhof der Familie David, vulgo RITTER. Nomen es Omen – also da muss ich hin! Das kleine Gut ist seit 2018 mit dem Siegel der Organisation „Nachhaltig Austria“ des Weinbauverbandes Austria der Landwirtschaftskammer zertifiziert und hat es inzwischen immerhin geschafft, über seine Vertriebspartner nicht nur Kärnten und Wien, sondern auch Deutschland und die USA zu beliefern. Mein Favorit: „Rosa Mantis“, ein sommerlich leichter Rosè aus Blauem Burgunder mit einem Hauch von Kirschen. Verkauft wird hauptsächlich über Versand, aber auch vor Ort (charmanter Service durch die Winzerin selbst), wobei das idyllische Gut auch für Hochzeitsfeste und Ferienaufenthalte genutzt werden kann. Ein Geheimtipp?

Werner Berg - das Museum
Auf dem Rückweg blieb gerade noch Zeit für einen Abstecher ins Jauntal nach Bleiburg (Pliberik) ins Werner Berg Museum. Neben der ständigen Sammlung der Hauptwerke des Deutschen, der in den 30er Jahren an den Kärntner Rutarhof (in der Nähe von St. Jakob im Rosental) gezogen war, um dort als Bauer und Künstler sein Leben zu verbringen, hat es heuer seine Liaison mit Christine Lavant zum Thema. Diese Liebesbeziehung der beiden außergewöhnlichen Menschen wird in Hunderten von Briefen und zahlreichen Holzschnitten und Ölbildern – zum Teil Leihgaben aus privaten Sammlungen - dokumentiert und ist SO erstmals der Öffentlichkeit zugänglich (bis 31.Oktober, Di bis So, 10:00-18:00 Uhr). Die Sonderausstellung besticht durch die Offenlegung der Intimität der beiden und gibt Einblick in ihre Träume und Hoffnungen – die freilich unerfüllt geblieben waren. Ein bisschen nachdenklich gings dann heim an den Ossiachersee.

Essay by Walter Ritter
 

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