Dieses Jahr wird ein besonderes Jubiläum gefeiert: 800 Jahre Veste...
Was hat das, bitteschön, mit „Genusszeit“ zu tun? Wann immer ich in Klagenfurt bin, führt mich mein Weg in die Theatergasse zur Stadtgalerie nahe dem Einkaufszentrum CITYARKADEN/Heuplatz (Parkgarage mit moderaten Gebühren, sonst nur Kurzparkzone und nahezu chancenlos in der Saison). Diese Galerie (verwaltet von der Kulturabteilung der Landeshauptstadt) ist ein besonderes Juwel in dem in den letzten Jahren stetig wachsenden Kulturangebot von Klagenfurt.
So auch diesmal. Unter dem Titel „Nie wieder Krieg“ werden dort bis 5.Mai in Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart, zwei deutschen Barlach-Museen und privaten Leihgebern beeindruckende Arbeiten von Käthe Kollwitz und Ernst Barlach gezeigt. Die Ausstellung referenziert dabei auf die „Nie wieder Krieg“ – Bewegung des deutschen FdK (Friedensbund der Kriegsteilnehmer), der im Sommer 1924, also zehn Jahre nach Ende des 1.Weltkriegs, mit sozialistischen, republikanischen und pazifistischen Organisationen Massenkundgebungen organisiert hat, um vor neuen Kriegsgefahren zu warnen. Käthe Kollwitz, Pazifistin, Klassenkämpferin und eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, schuf dazu ein Plakat, das auch im Faltprospekt zur Ausstellung abgebildet ist. All ihre gezeigten Werke (Holzschnitte, Radierungen, Lithographieren) thematisieren das persönliche Leid und die Angst, insbesondere der Mütter und Familien in diesem schrecklichen Krieg. Ernst Barlach, überzeugter Pazifist, hatte damals den Mut in seinen Skulpturen (vorwiegend Bronze) die wahren Gesichter des Krieges anstelle der verlogenen Bilder von „Kriegshelden“ darzustellen.
Dazu werden Fotos aus den aktuellen Kriegsgebieten gezeigt (Ukraine, Gaza). Insgesamt alles zunächst verstörend, negativ beeindruckend. Doch der Besucher findet den einen oder anderen versteckten Hinweis, der davon spricht, dass die Hoffnung auf eine sozial gerechte, friedliche Weltgestaltung nicht aufgegeben werden darf. Damit wird die Ausstellung – wie der Kurator es ausdrückt – zu einem Denkraum für eine friedliche Zukunft.
Arcobaleno
Die Ausstellung hat auch mich zum Denken gebracht und jetzt entsteht das Bedürfnis, mich selbst dafür zu „belohnen“. Gleich gegenüber findet sich eine Gelateria, Arcobaleno, ein von Italienern geführter Betrieb, mit köstlichen Eiskreationen. Als eine Art Selbstbedienungsladen aufgezogen (zuerst an der Kasse bezahlen, dann an der Theke das Eis abholen), bewältigt es auch im Sommer den Touristenansturm. Also hole ich mir von einer der kleinen Italienerinnen einen Rieseneisbecher, setze mich in den zurzeit leeren Schanigarten, hänge meinen Gedanken nach und lasse den Passantenstrom zum Einkaufszentrum an mir vorüberziehen.
Wirklich ein bemerkenswerter Vormittag! Und damit ist der Konnex zur „Genusszeit“ wohl hergestellt.
Noch ein Tipp: In der ums Eck gelegene Pfarrkirche St. Egid gibt es eine vom „Malerfürsten“ Ernst Fuchs gestaltet Kapelle. Sie ist nicht frei zugänglich, kann aber im Rahmen einer kostenpflichtigen Führung zwischen Ostern und Ende November von Donnerstag bis Samstag jeweils um 11:30 Uhr besucht werden (Eintritt 6,--). Leider ist das Fotografieren untersagt, aber einen Besuch ist sie allemal wert
Essay by Walter Ritter
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