Unverzichtbar für alle Natur-Liebhaber, Schlösser-Bewunderer, Kinder-...
Das ist keine Schande! Bis vor Kurzem war mir Gasteil auch kein Begriff. Gasteil mit seinen aktuell rd. 70 Bewohnern gehört zur Gemeinde Prigglitz und liegt nördlich von Gloggnitz/N.Ö. über dem Schwarzatal. Aus einem Prospekt, das ich irgendwo am Semmering in einem Gasthof mitgenommen hatte, bin ich auf das Gut Gasteil gestoßen, das sich offenbar in Künstlerkreisen schon einen gewissen Namen gemacht hat. Das Gut mit Galerie und einem kleinen Wanderweg „Kunst in der Landschaft“ wurde 1988 vom Ehepaar Seidl – beide Bildhauer -übernommen und sukzessive zu einem Kunst-Hotspot ausgebaut (Ehemann Johannes ist inzwischen verstorben). Das hat mich veranlasst, mir selbst mal einen Eindruck davon zu verschaffen.
Derzeit laufen dort zwei Ausstellungen. Eine oberösterreichische Künstlerin präsentiert großformatige, farbenprächtige Acrylarbeiten und ebenso bunte, kleinere Hochdrucke, die burgenländische ganz abstrakte Kompositionen in gedeckten Farben, wobei offenbar die Linie eine beherrschende Rolle einnimmt. Die Ausstellungen wechseln ständig, der Website habe ich entnommen, dass so prominente Künstler wie C. L. Attersee oder Herwig Zens dort regelmäßig ausstellen oder auch (der inzwischen verstorbene) Peter Patzak. Besonders beeindruckend ist jedoch der „Wanderweg“ durch das Umland des Gutes; es windet sich ein schmaler, gemähter Streifen durch die Felder, gesäumt von mannsgroßen Keramikplastiken von Charlotte Seidl – abstrakte Kompositionen und vorwiegend stilisierte Frauenfiguren („die großen Frauen“) in einer oft bizarren Reduzierung, aber auch Arbeiten internationaler Künstler aus den unterschiedlichsten Materialien, meist entstanden direkt am Gutshof. Und auch hier ist die Maxime, dass die Objekte zu einem erheblichen Teil wechseln.
Es war ein extrem schwüler Frühsommertag kurz vor einem Gewitter und ich kam auf dem „Wanderweg“ gehörig ins Schwitzen. Daher ist unbedingt wichtig, zu erwähnt, dass es auf dem Gut natürlich eine Labe Station gibt – ein Biobuffet (weil die Seidls auch Biobauern sind/waren).
Neugierig geworden? Noch ein Tipp: wenigstens zwei Stunden vor Ort einplanen!
Essay by Walter Ritter
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